Ich war inzwischen am vorletzten Wochenende ein zweites Mal in Moskau.
Allerdings nur kurz für zwei Tage. Übernachtet haben wir diesmal bei der Freundin meiner Frau.
Viel über den Moskauaufenthalt zu erzählen gibt es eigentlich nicht.
Auch diesmal waren an der Grenze keinerlei Kontrollen.
Die Hinfahrt war wesentlich angenehmer, da inzwischen etliche Schlaglöcher geflickt wurden, und es auch deutlich weniger Polizeipräsenz gab.
Da habe ich nun ein unbeflecktes Russlandvisum in meinem Pass kleben, ohne auch nur irgendeinen Hinweis, das ich jemals auch dort war.
Nunja. Dann kann ich mir in Zukunft ja den Mehrpreis für ein mehrmaliges Ein/Ausreisevisum sparen.
Am letzten Wochenende bin ich dann wieder nach Deutschland gefahren.
An der weißrussisch/polnischen Grenze kümmerten sich die Weißrussen auch keine Sekunde um mein russisches Visum.
Hätte ja sein können, daß die im Rahmen der Zollunion auch das kontrollieren.
Denn ansonsten fragen sie auch immer, wie wo wann woher ich komme und wohin ich will.
So war eigentlich auch diesmal alles ganz "easy".
Eigentlich... denn auf der Rückfahrt von Moskau nach Mogilev hatten wir einen letztendlich glimpflich verlaufenden Unfall:
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Losgefahren aus Moskau sind wir gegen 17:00Uhr. Der Autobahnring um Moskau war natürlich voll.
Das Wetter durchwachsen. Leichter Nieselregen bei knapp 5Grad.
Je länger wir fuhren und je später es wurde, nahm der Regen schauerartig immer wieder mal zu.
Gleichzeitig näherte sich die Temperatur langsam der 0 Grad-Marke.
Ich sah mich schon in dichten Schneeschauern über die Landstraßen fahren...
Aber es sollte anders kommen.
Kurz nachdem wir die Grenze nach Belarus passiert hatten, wurde dann tatsächlich aus dem Regen Schneegriesel und Schnee.
Allerdings hinzu kam ganz plötzlich auftretende starke Windböen.
Wir wunderten uns im Auto eher um diese Wetterkapriolen, als das wir uns um irgendwas Sorgen machten.
Den Wagen bei den starken Böen auf der Straße zu halten war kein größeres Problem.
Und der Schnee blieb zum Glück auch noch nicht auf den Straßen liegen.
Meine Frau telefonierte sicherheitshalber noch nach Mogilev und erkundigte sich nach dem Wetter dort -> alles ok.
Also fuhren wir relativ unbeschwert weiter - noch ca. 1,5 Std. bis Mogilev.
Unbekümmert fuhren wir auf der Landstraße von Orscha Richtung Mogilev und unterhielten uns.
Immer im Spiel des Fernlichts.
Fernlicht an... Auto kommt entgegen... Fernlicht aus.... anmachen... Auto... ausmachen ... anmachen ... ausmachen... BAUM!
Mitten auf der Straße lag waagerecht ein Baum in ca. halber Meter Höhe - umgeknickt durch den Sturm.
Und vollkommen überraschend, denn irgendwelche Äste oder sonstiges Gestrüpp lag zuvor nicht auf den Straßen. Weswegen ich an so etwas dummerweise nun gar nicht dachte.
Wir beide haben den Baum im Funzel-Abblendlicht des Vans viel zu spät gesehen.
Zwar noch Vollbremsung gemacht, aber den Baum quasi noch ungebremst frontal gerammt.
Und Bumms, Krach... irgendetwas flog über uns hinweg.
Über irgendetwas bis ich rübergefahren. Ich spürte deutlich die Schläge am Unterboden.
Der Wagen rollte aus, und ich steuerte ihn zum rechten Fahrbahnrand. Stillstand und Ruhe.
Es dauerte einige Sekunden bis man sich wieder sammelte.
Die Scheinwerfer waren noch an. Der Motor lief. Die Windschutzsscheibe war ok.
Meine Frau aber voller Glaskrümel und Splitter.
Die Scheibe der Beifahrertür war zerborsten.
Zum Glück hatte sie instinktiv die Hände vors Gesicht gehalten und nichts weiter abbekommen.
Die Airbags sind nicht aufgegangen. Ob defekt bzw. zu alt oder weil der Bumms nicht stark genug war - keine Ahnung. Im Nachhinein vielleicht letzteres.
Ich bin dann erstmal ausgestiegen um mir die Schäden anzuschauen.
Im Licht einer Taschenlampe malte ich mir schon aus, wie die Front des Auto jetzt aussehen würde.
Doch - welch Überraschung - fast nichts zu erkennen. Ein wenig Gestrüpp und kleine Astteile zwischen den Plastikteilen.
Aber keine größeren Beulen oder gerissenes Plastik zu erkennen. Beide Scheinwerfer funktionierten und waren nicht geborsten.
Unterm Auto ebenso nichts zu erkennen. Kein Ast hatte sich in den Kühler gebohrt.
Auch die Reifen - alles Ok.
Noch total ungläubig ob des geringen Schadens, machte ich mich dann an die Beifahrertür.
Erstmal das restliche Glas aus dem Türrahmen geholt.
Anschließend die Tür mit einer großen Mülltüte und Klebeband - welches wir glücklicherweise zurvor eingekauft hatten - notdürftig abgedichtet.
Danach sind wir - noch immer geschockt - wieder weiter gefahren.
5km weiter lag plötzlich wieder ein Baum auf der Straße.
Den hatten wir aber rechtzeitig gesehen und umfahren.
So kamen wir dann halbwegs wohlbehalten gegen 1:00 nachts zu Hause an.
Danach ging es eher automatisch gesteuert ans auspacken, noch kurz was Essen, Waschen und ab ins Bett.
Erst am nächsten Morgen kam so langsam die Erkenntnis welch wahnsinniges Glück wir hatten.
Es wäre ja nicht das erste Mal gewesen wenn die Eltern bei einem Autounfall verunglücken...
Ich schaute mir dann den Van genauer an.
Einfach nur super Glück gehabt. Wir haben den Baum dort getroffen, wo der Van vorne am stabilsten ist.
Zwischen einem unterem und oberen Hochglanz Plastikteil/schürze ist in der Mitte der Front ein Plastikbereich als Stoßstange ausgebildet.
Dieses Plastik sieht von Natur aus nicht sehr schön aus, und ist einigermaßen elastisch. Bricht also nicht bei Stößen.
Und direkt dahinter ist eine stabile Stahlstoßstange/Träger über die gesamte Front gezogen. Verdeckt durch dieses elastische Plastik.
Und genau dort haben wir auf der gesamten Fahrzeugbreite den waagerecht liegenden Baum getroffen.
Einen Zentimeter höher oder tiefer und alle hochglanz Plastikschürzen wären hinüber inkl. all dem was dahinter liegt bzw. angebaut ist (Kühler/Scheinwerfer etc.).
Das die Windschutzscheibe nichts abbekommen hat, lag wohl u.a. auch an dem Windabweiser vor den Wischern.
Denn dort sieht man deutlich wie ein Holzteil dagegen ge- und abgeprallt ist.
Nicht auszudenken wenn uns der Baum gar in Höhe der Windschutzscheibe getroffen hätte....
Eine kleinere Delle auf der Motorhaube und ein paar Kratzer überall - das wars (neben der zerborstenen Beifahrerscheibe).
Für 35€ konnte ich ein paar Tage später eine "neue" Scheibe besorgen und einbaun.
Ohne Probleme mit dem Auto ging es dann darauf am letzten Wochenende wieder zurück nach Deutschland.
Erst dabei viel mir auf, das die vorderen Nebelscheinwerfer nicht mehr gehn. Wahrscheinlich unten an der Frontschürze noch irgendein Kabel zerrisen - mal schaun.
Aber trotz des sehr glimpflich verlaufenden Unfalls, steckt er uns noch immer in den Knochen.
Dabei war das eigentlich gar nicht mein schwerster Unfall.
Aber dieses Mal mit sehr viel mehr Verantwortung.
Denn schließlich war meine Frau mit dabei. Und zu Hause warteten zwei Kinder..