Montag, 31. Oktober 2011
Nach einem halbem Jahr Projektarbeit in BaWü, ging es vorletztes WE wieder nach Hause, nach Mogilev.Unseren alten Escort brachte ich kurz zuvor nochmal durch den TÜV, damit ich überhaupt noch eine Chance hatte, ihn wieder zu verkaufen.Denn er war uns längst zu klein geworden.Als neue Familienkutsche dient jetzt (neben dem Alfa) ein '98er Chrysler Grand Voyager.Ein riesiger VAN mit sieben Sitzen und dann immernoch knapp 80cm Platz hinter der letzten Sitzbank.In diesem halben Jahr hatte ich in unserer Wohnung in Bayern immer wieder irgendwelche Sonderangebote, oder Ausverkäufe gesammelt, die wir in Mogilev gut brauchen könnten.Gerade wenn die großen Supermärkte ihre Aktionsware nicht los werden, bieten sie Rabatte bis 75% und mehr an...Und so sammelten sich nach und nach Friteuse, Geschirr, Gartenartikel, Kinderbücher, diverse Spielsachen, Bauklötze, Regenstiefel, diverse Werkzeuge und eine elektr. Kettensäge von Aldi, Lidl, Kaufland & Co etc. etc, an.Neben zwei großen Koffern mit allerlei online bestellten Klamotten und Schuhen von meiner Frau,einem großen Werkzeugkoffer von ebay, der allein 15kg wog, kam noch eine große Plastikbox gefüllt mit Krimskrams von IKEA dazu.Am Sonntag war dann das große Einpacken angesagt.Mit dabei war mein 10 Jahre alter Siemens Gefrierschrank, den wir sehr viel mehr in Mogilev brauchten als noch in Deutschland.Nach 2-3 Stunden Rumschlepperei war der Voyager voll - richtig voll.Platz war nur noch vorne - die zwei Sitze. Zwischen den Sitzen passte noch wunderbar meine 1000VA USV rein (die ich in Mogilev auch dringender brauche).Und obendrauf eine Kühlbox voll mit sämtlichen Wurstwaren wie Wiener, Jagdwurst, Bierschinken, Knacker etc..Alles was man halt in Belarus nicht bekommt. Und dank Gefrierschrank, kann ich ja nun auch mehr mitnehmen, und in Mogilev einfrieren Vom Gefrierschrank hatte ich zuvor noch vergeblich versucht im Internet ein paar technische Daten zu finden.Gerade das offizielle Gewicht wollte ich eigentlich auf Papier mitnehmen.Damit es nachher beim Zoll zu keinen größeren Problemen kommt.Leider gab es für das Gerät im Siemensarchiv keine technische Doku mehr - was sich später negativ bemerkbar machen sollte.Gemäß den Zollbestimmungen sind pro Person 50kg und Warenwert bis 1500€ frei.Allerdings darf ein Einzelstück nicht mehr als 35kg wiegen, weswegen ich mit Zoll für den Gefrierschrank auf jeden Fall rechnete.Auf der Personenwaage erreichte er knapp 50kg.D.h. 15kg zuviel = 4€ pro kg = 60€ Zoll.Da ich aber insgesamt bestimmt locker 200kg eingeladen hatte, sollte mich meine Frau aus Mogilev mit dem Zug kommend in Terespol erwarten.Damit wir dann zusammen wieder nach Belarus einreisen und so zumindest 100kg gesamt frei einführen können.Die 100kg zuviel wollten wir versuchen irgendwie "durchzuschmuggeln" Bisher musste ich bei meinen vielen Überfahrten nur einmal mein Gepäck komplett auf die Waage stellen.Wir versuchten also unser Glück.Ich hatte aber auch genügend Bargeld dabei, um den Zoll zur Not auch zahlen zu können.Meine Route sollte wieder wie immer sein.Die A4 über Görlitz nach Polen.Dann bis Kattowitz auf die Schnellstraße Richtung Warschau. Und von dort aus nach Terespol.Grenzübergang sollte aber nicht Terespol/Brest sondern wieder der 30-40km südlicher gelegene Домачево sein.Weil dort ja die Weißrussen inzwischen ihr neues Terminal eröffnet hatten und ich mir dort eine schnellere Abfertigung als in Brest erhoffte.Losgefahren bin ich gegen 17:00 in Bayern, um 21:30 in Görlitz, gegen 23:30 dann irgendwo noch vor Kattowitz auf einem Parkplatz Rast gemacht und knapp 4 Std. geschlafen.Vor über einem halben Jahr hatten die Polen ja die Schnellstraße von Kattowitz nach Warschau komplett aufgerissen um sie zu erneuern bzw. auszubauen.Meine Hoffnung, daß sie damit nach einem halben Jahr gut fortgeschritten sind, erfüllten sich leider nicht.Nur teilweise war zumindest eine Fahrbahnrichtung fast fertig. Zumeist jedoch lief der Verkehr einspurig auf der alten Fahrbahn.Auf ihr tuckerten dann auch noch die eigentlichen Baustellenfahrzeuge mit 20-30kmh. So gings es fast 50km nur im Schrittempo voran.Von Kattowitz nach Warschau brauchte ich so mehr als 5 Stunden.Und in Warschau selbst auch nochmal über eine Stunde, weil auch dort eine große neue Zubringerstraße/Autobahn zum Flughafen, wohl durch die ganze Stadt gebaut wird.So erreichte ich mit 5 Minuten Verspätung den Bahnhof Terespol.Naja..., 5 Minuten Verspätung auf 2000km - ist ok Der Bahnhof ist von den Polen inzwischen komplett neugebaut worden und fast fertig.Ein modernes Glas/Stahl/Beton-Gebäude. Zuvor war das Bahnhofsgebäude ein charmanter Bau sowjetischer Art Von Terespol ging es dann nach Süden zum Übergang Домачево.Da die Polen ihr Abfertigungsterminal nicht mehr mit den Weißrussen teilen müssen, gibt es nun mehr Platz.So gegen 15:00 angekommen waren dort drei Schlangen mit Weißrussen (All Passports) mit jeweils 7-8 Autos und eine Schlange mit nur einem polnischen KFZ auf der EU-Spur.So war die polnische Abfertigung in knapp 5 Minuten erledigt.Weiter gings über die Brücke zum neuem weißrussischem Terminal in den roten Kanal.Vor uns wieder nur der "Pole" - so ging es dann erstmal zügig voran:Migrationskarte und Zolldeklaration für das Auto (das Auto selbst, nicht dessen "Inhalt") ausfüllen,Passkontrolle, Fahrzeugscheinkontrolle.Und dann kam die eigentliche "Zoll"-Prozedur...Und dann gings los Für die gesamte Zollabfertigung war nur ein einziger Zollbeamter da, der also uns und alle Weißrussen zu bearbeiten hatte.Nach einer groben Durchschau des Autos und einer Teilentladung um ein wenig in die Tiefen der eingepackten Sachen schauen zu können, schickte er uns zu einem gesonderten Parkplatz zur intensiveren Kontrolle.Hier kamen dann noch 2 weitere Männer an, die ebenfalls nach und nach alles sehen wollten."Schto eta", "Schto eta", "Eta Nowinka?", "Ckolka stoit"... etc..So nach und nach durfte ich fast alles wieder ausladen - und mir wurde klar, daß das mit dem Durchkommen des ganzen Übergepäcks wohl nichts werden wird.Zumal ein Kontrolleur immer ärgerlicher wurde. Er fragte, welche Haushaltsgeräte wir dabei hatten. Na den Gefrierschrank (an die Friteuse dachte ich da gar nicht).Er fand dann aber die Kettensäge, und war ganz sauer, daß wir ihm das nicht gesagt haben (Kettensäge = Haushaltsgerät?).Dann fand er im größeren Koffer den neuen Akkubohrschrauber Langsam wurde er lauter... Und es kamen noch weitere, die auch mal schauen wollten, und diverse Kommentare abließen."Alles müsse auf die Waage, das ist alles deutlich mehr als 50kg etc."Und immer wieder mehrfach die Frage nach Alkohol und Zigaretten. Letzteres veneinten wir vehemend (sind ja Nichtraucher), und den einzigen Alkohol - eine 0.7l JimBeam-Flasche - hatte ich deutlich sichtbar bereits zu Beginn gezeigt.Immer wieder kroch einer ins Auto um alle Fächer des Autos zu begutachten.Aber keiner bemerkte die USV in der Mitte *puh*.Und zum Glück schaute keiner in den kleineren Koffer, der mit WalkieTalkie für die Kinder, Parkdistanceontrol für den Van und weiterem elektronischen Kleinkram gefüllt war Der Notebookkoffer mit zwei eingepackten neuen 2TByte-HDs interessierte zum Glück auch keinen.Der eigentliche Verantwortliche Zollbeamte - deutlich überlastet - probierte nun die Daten des Gefrierschranks im Internet zu finden.Genauso vergeblich wie ich schon zuvor.Dann musste der Gefrierschrank aus dem Auto, um nach irgendeinem Typenschild o.ä. zu suchen.Und zum Glück fand sich eines mit Angabe des Volumeninhaltes.Und Aufrgund des Volumens berechnete er dann den Zoll.Pro Liter 0.24€, dann noch irgend einen Aufschlag, mit dem Ergebnis 1.1Millionen Rb, knapp 100€.Keine Ahnung woher diese Zollbestimmung kommt.Im Internet steht nichts davon. Meine Frau wird bei der Zollbehörde bei Gelegenheit nochmal nachtelefonieren.Jedenfalls meinte er dann. Ok alles wieder einpacken "Bce"."Bce"? Das wars? Also doch nicht alles auf die Waage?Nö, Zoll für den Gefrierschrank zahlen und gut ist.Ich glaube er war froh ein wenig seine Arbeit getan zu haben und uns los zu werden.Standen wir doch nun schon über drei Stunden dort.Nach einer weiteren Dreiviertelstunde hatte er dann endlich den Formularkram fertig, wir zahlten den Zoll, und durften von dannen ziehen Angesichts der tausend Sachen die wir dabei hatten, war ich mit den 100€ Zoll ganz zufrieden.Allerdings - kaum 10Minuten gefahren auf der Straße nach Brest, war ich mit dem Überholen eines anderen PKWs beschäftigt.Nachdem endlich kein Gegenverkehr mehr kam, überholte ich ihn und Tempomat wieder auf 95km/h gestellt.Just kam mir ein Auto entgegen, und macht plötzlich Rot/Blaulicht an...Militia - och nöö. Ich war mir aber keiner Schuld bewusst.Wir also angehalten, der Polizist fragte freundlich nach den Papieren und erklärte unser Vergehen.95km/h gemessen - na gut, und weiter?Wir wären aber innerhalb der Ortschaft mit 70km/h Beschränkung gewesen.Bei dem Überholmanöver hatte ich wohl das Ortsschild übersehen... na toll.Macht dann irgendwas um die 100000Rb Strafe.Dummerweise hatten wir keinen einzigen Rubel mehr, nur noch Euro.Und in Euro konnten wir die Strafe nicht zahlen, es mussten Rb sein.Dann passierte etwas Ungewöhnliches - jedenfalls für Belarus, und aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen.Die beiden Polizisten tuschelten etwas, und waren dann mit 10€ ohne weiteren Papierkram zufrieden.Aha - ok, kein Problem für mich.Die Polizisten meinten aber noch, daß sie dafür Ärger bekommen könnten, und gaben uns noch Tips für die Weiterreise, wo wir lieber etwas langsamer fahren sollten Inzwischen war es nun knapp 20:00Uhr und wir hatten noch 6 Std. Fahrtzeit nach Mogilev vor uns.Gegen 2:00Uhr kamen wir dann ohne weitere Vorkommnisse an, wo ich dann noch fast eine Stunde mit dem Ausladen beschäftigt war.
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